„Ich bin da nur mit der Sense durchgegangen“
Wenn es um Dosimeter z.B. für die Strahlentherapie geht, macht dem PTW Freiburg so schnell niemand etwas vor. Die Erstellung von Wikipedia-Artikeln liegt aber außerhalb der Kernkompetenz, wie die Kommunikationsabteilung jetzt erfahren durfte. In der Löschdiskussion zum frisch angelegten Artikel gab es eindeutige Rückmeldungen — und zuvor noch eindeutigere Kürzungen am Artikel.
Angelegt wurde der Artikel zu dem Medizintechnikunternehmen von dem verifizierten Benutzerkonto PTW Dosimetry (also dem Kommunikationsteam des Unternehmens) am 21. September in dieser Fassung. Die Begründung in der „ZuQ“, also der Zeile „Zusammenfassung und Quellen“ klingt sehr vorausschauend:
Relevanz: innovative Vorreiterrolle in der Dosimetrie, auch historisch, darauf liegt der Schwerpunkt des Artikels, ausgeführt insbesondere im Abschnitt "Geschichte"
Nach fünf Bearbeitungen innerhalb der ersten 18 Stunden, in denen es nur um Formalia ging, hatte der Artikel in dieser Fassung eine Größe von 8.386 Bytes.
Anschließend wurde der Artikel von vier anderen Benutzern in fünf Runden um 45,33 % auf 4.585 Bytes reduziert, so dass er letztlich diese Form hatte (Hinweis: die Änderungen sind nachvollziehbar). Besonders aufschlussreich, warum so massiv gekürzt wurde, war die Begründung von G-41616:
Lemmafremde Inhalte enfernt (gehören in Artikel zu Hammer und DFP), Tonfall versachlicht, zeitlich ein wenig neutralisiert (heute ist morgen gestern etc.), für den Rest hat das Unternehmen einen Webauftritt, dazu ist die WP nicht da. Belege unvollst. (MA, GF)
Anschließend stellte ein nicht angemeldeter Nutzer nicht einmal 24 Stunden nach Anlage des bereits perfekt formatierten Artikels am 22. September einen Löschantrag. Um die Spannung vorwegzunehmen: Am siebten Tag entschied ein Administrator aufgrund der Unternehmensgeschichte und Wirkung auf Behalten.
Interessant sind zwei frühe Kommentare in der Löschdiskussion, darunter vom Antragsteller (der IP-Adresse)
Davon (gemeint ist die Darstellung der Bedeutung/Verbreitung in der Branche — tp) steht nichts im Artikel. Liegt vielleicht daran, dass der bezahlte Unternehmensschreiber, der den Artikel verfasst hat, sich vorher nicht mit der Wikipedia und ihren Relevanzkriterien beschäftigt hat, sondern einen Werbeflyer veröffentlicht hat. Wenn das Unternehmen, bzw. seine Produkte so weit verbreitet und bekannt sind, dann wäre das belegt im Artikel dazulegen. Dürfte ja, wenn ich deinen Ausführungen folge, nicht allzu schwer sein.
und dem Benutzer mit der größten Kürzung (G-41614):
Ich bin da nur mit der Sense durchgegangen und habe lemmafremde Teile und ein bisschen Schwammiges entfernt und gedacht, mal schauen, ob noch was kommt. Der LA überrascht mich jetzt nicht gerade, einen Grund, ihn selbst zu stellen, sah ich aber auch nicht.
schließlich zeigen sie zwei typische Schwachstellen von Unternehmens- und Agenturkonten auf. Der eine Aspekt betrifft die inhaltliche Ebene: Werbliche oder Marketinginteressen beim Schreiben führen zu einer Sprache und zu Inhalten, die nicht zur enzyklopädischen Zielsetzung passen. Der andere Aspekt betrifft die organisatorische Ebene: Mitmachen kann und darf jeder, aber die Gemeinschaft der freiwilligen Autoren, die hier teils mit hohem zeitlichen Engagement einem Hobby bzw. einer Leidenschaft nachgeht, kann mit betrieblichen Benutzerkonten, die sich nur einmalig/kurzfristig statt langfristig einbringt, nichts anfangen.
Quintessenz
Im Kern hat der Unternehmensbenutzer PTW Dosimetry vieles richtig gemacht — nach dem Löschantrag wurde am Artikel kaum mehr gearbeitet und trotzdem entschied ein Administrator auf „Behalten“. Es wäre allerdings im Vorfeld besser gewesen, auf längliche bzw. werbliche Passagen zu verzichten (Hinweise dazu finden sich hier im _Projekt UmbS). Aus meiner Sicht ist es besser, sich lieber kurz und nüchtern zu fassen. Das gibt weniger Reibungsfläche mit der Community.