Wikipedia-Gründer Jimmy Wales stolpert über Paid-Editing-Vorwürfe

Gewiss, die Überschrift klingt dramatisch — und in gewisser Hinsicht entfaltet der zugrundeliegende Vorgang auch eine gewisse Dramatik. Der Hintergrund ist jedoch ein anderer, als der erste Anschein sein sollte.

Ohne das jetzt in epischer Breite auszuwalzen: Wikipedia-Urvater Jimmy „Jimbo“ Wales hat einen langjährigen freiwilligen Autor der englischsprachigen Wikipedia (enWP) öffentlich mit bezahltem Schreiben (englisch: paid editing) in Beziehung gesetzt, ohne vollumfänglich über die Geschichte des Autors und den konkreten Hintergrund informiert zu sein.

Auf jeden Fall hat so ein öffentlicher Vorwurf einer so bekannten und exponierten Figur wie Wales ordentliches Gewicht. Und eben weil das ganze nicht diskret gelöst, sondern wiederholt geäußert wurde, brachte eine dritte Person den Fall diesen April zum Schiedsgericht der englischsprachigen Wikipedia.

Besonders spannend ist der zweite Beitrag, und zwar der von Jimmy Wales. Der eine Punkt betrifft eine technische Angelegenheit, die in der deutschsprachigen Wikipedia auch als gewisse „Divenhaftigkeit“ angesehen wurde:

I am asking T&S to simply remove all my advanced permissions across all projects, leaving only the founder flag as a small kindness to me, but with no actual technical capabilities.

Tatsächlich wurden Wales zwei Tage nach Start der Diskussion die Rechte „Admin“, „Oversighter“ (kann Versionen unsichtbar machen) und „Check-User“ (kann geloggte Daten von Usern sehen) entzogen.

Interessant in Wales’ Statement ist zudem ein zweiter Punkt — die Summe des bezahlten Schreibens, um die es ging. Wales nennt sie: 15.000 US-Dollar.

Zum Nachlesen findet sich die umfangreiche Diskussion hier. Abgelehnt wurde die Anfrage übrigens von allen neun Mitgliedern des Schiedsgerichts.