„Toxisch von Werbetreibenden missbraucht“

Die heterogene Struktur der Wikipedia-Community zeigt sich auch im „WikiProjekt Umgang mit bezahltem Schreiben“ (UmbS). Während sich die eine Seite auf der richtigen Seite der Beitragenden wähnt, sind andere (etablierte) freiwillige Mitstreiter gänzlich anderer Meinung.

Noch mal zur Erinnerung: Auf der Diskussionsseite des Projekts (siehe hier auch den Tag „Projekt UmbS“) trägt insbesondere eine kleine, engagierte Kerngruppe von Autoren u.a. Artikel zusammen, die durch werbliche und/oder PR-Sprache negativ auffallen. Ebenfalls werden hier Benutzer aus Unternehmen, Agenturen oder mit eindeutiger Verhaltensweise besprochen (was auch schon mal zu einer Sperre auf Zuruf führen kann). Bei den Artikeln kommt es dann auf die Motivation und das Zeitbudget der anderen Mitstreiter an, ob kurzfristig auf enzyklopädische Sprache gekürzt wird – oder ob einige Zeit verstreicht.

Die Herangehensweise stößt dabei nicht immer auf Gegenliebe, wie Benutzer Emha am 28. Januar 2022 zu Protokoll gab:

„[...] Ich finde es wirklich widerlich, mit welcher Art hier (insbesonders) auf Menschen und deren Artikeln herumgehackt wird. Ihr zerlegt ein Wild und zerfleischt es so lange, bis nur noch die Knochen dran sind. Am liebsten bringt Ihr es aber unter die Erde. [...] Euch wünsche ich einen schönen Tag, ich verbringe meine Zeit lieber damit, Neulingen dabei zu helfen, dass ihre Edits niemals hier landen. Das ist toxisch und ich hoffe wirklich, dass keine/r von den Betroffenen das jemals zu lesen bekommt.“

Mehr oder minder deutliche Zustimmung für seine Kritik erhält Emha u.a. von den Benutzern Ghormon und Brodkey65.

Deutlich anders sieht das hingegen die (damalige) Administratorin Itti. Sie formuliert deutliche Kritik an „Werbetreibenden“ und ihren Beiträgen:

„Tja, mir geht es sehr ähnlich. Je mehr ich von diesem Werbeschmonz sehe und lese und je mehr ich erkenne, wie toxisch die Wikipedia von Werbetreibenden missbraucht wird, desto mehr stößt mich das ab. Es gibt dann zwei Wege damit umzugehen, die Augen zu verschließen, oder zu versuchen das durchzusetzen, wofür die Wikipedia steht, eine seriöse Enzyklopädie zu sein. Mit seriösen Inhalten, ohne Werbe-BlaBla, aufgeblasene Wichtigtuerei und auf Eigendarstellung fußende Überhöhungen. Nicht die gelben, bunten Werbeseiten zu denen die PR-Schreiber sie versuchen zu missbrauchen. Ich denke, die dürfen ruhig lesen, was über ihre "Arbeit", ihren "Missbrauch" gedacht wird. Es hätte nie so weit kommen dürfen.“

Im weiteren Verlauf wünscht sich Ghormon dann „bessere Informationen [...], die man auch als Neuling findet und versteht“, damit enzyklopädische statt werblicher Texte entstehen. Das wiederum stößt ebenfalls nur bedingt auf Gegenliebe. Denn während freiwilligen Autoren, die neu in das Projekt einsteigen bei ihren (manchmal nur bedingt vermeidbaren) Fehler auf Nachsicht hoffen dürfen und auch gerne an die Hand genommen werden, um die ersten Hürden zu überspringen, besteht für „bezahlte Schreiber“ aus Agenturen und Unternehmen diese Rücksichtnahme nicht. Das macht Benutzer Sänger in einem sehr klar und direkt formulierten Statement deutlich:

„Werbeschreiberlinge haben sich gefälligst vorab zu informieren, und dann sofort 1a Qualität abzuliefern, die mit unseren Gepflogenheiten vollkommen übereinstimmt. Das ist das Mindeste, was mensch von diesen Profis verlangen kann, die bekommen Geld dafür, dann haben sie sich vorab zu informieren oder asap gesperrt zu werden wegen kWzeZ. Profis können keinerlei Welpenschutz erwarten, dafür sind sie ja Profis und haben das zu wissen.“

Das Kürzel „kWzeZ“ steht dabei übrigens für „kein Wille zur enzyklopädischen Zusammenarbeit“. Und wer die Diskussion ungefiltert selbst lesen will: hier geht es weiter.

tl;dr / Service

Wer für Agenturen oder Unternehmen schreibt, sollte seriöse Inhalte statt „Werbe-BlaBla“ oder „aufgeblasene Wichtigtuerei“ einbringen – und das direkt ab dem ersten Edit.